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Mikhail Roginskys architektonische Sichtweise: «Beyond the Red Door»
Es gibt Künstler, die in ihrem CEuvre verschiedenste Strömungen aufnehmen, sie zu einem künstlerischen Ende oder Höhepunkt führen, etwas Neues beginnen und kreative, bleibende Akzente setzen. Viele dieser Künstler, beispielsweise Picasso, Warhol oder Klimt, haben ein so nachhaltiges Werk geschaffen, dass nachfolgende Generationen auch heute noch davon beeinflusst werden. Einer dieser Künstler, der seit einiger Zeit immer mehr ins mediate, globale Interesse tritt, ist der in Russland geborene Mikhail Roginsky. Dessen Werk wird nun anlässlich der 14. International Architektur-Biennale Venedig sowohl von einer Stiftung, die sich der Verbreitung seiner Werke annimmt, und dem Centra Studi sulle Arti della Russia CSAR der Universität Ca' Foscari präsentiert: Die aktuelle Ausstellung „Beyond the Red Door" zeigt Arbeiten des Künstlers, die zwischen 1978 und 2003 nach Roginskys Emigration von Moskau nach Paris entstanden. Als erste Werkschau, die sich auf Roginskys spate, Pariser Schaffensperiode konzentriert, bietet die Ausstellung eine erweiterte Perspektive: Neben 120 Gemälden, die in Roginskys etzten zehn Schaffensjahren entstanden, zeigt die aktuelle Schau auch Fotos und Videomaterial. Viele dieser Werke sind aktuell nun zum ersten Mal öffentlich zu sehen. Begleitend wird zudem der Dokumentarfilm «Mikhail Roginsky»(25 Minuten) aus der „ Edition von Vadim Zakharov gezeigt. „Die traditionellen Materialien, die er verwendet, dienen lediglich zur Tarnung der kraftvollen Energie, nicht die fabrichen Nuancen, aus der das Bild dieses interessanten Künstlers entsteht”, so Zakharov. Für Roginsky stand die gedankliche Bedeutung der Malerei ebedso im Zentrum des interesses wie die grundgelende Farbe, Form und Komposition. Damit past sein Werk perfekt in das Konzept der diesjärigen Architektur-Biennale, die das Thema “Fundamentals” künstlerish diskutiert.
Roginskys Werk vereinigt eine scheinbar retrospective Sicht auf die Realitäten einer verangangen Zeit, welche der Künstler in blassen Farben auf der Leinwand als Stilleben oder fast neutrale Beobachtungen realisiert. Gegenständliche Szenen wie die Ansicht einer Allee in einer Abendstimmung („Parisian landscape") wirken wie aus einem beobachtenden Blick entnommen und charakterisieren unspektakulär eine ruhige Alltagsszene. Dunkle und zurückhaltende Farben verleihen den Werken etwas melancholisch Verinnerlichtes.
Doch diese stilisierten, konzeptionellen Werke Roginskys erzählen noch eine ganz andere,
Menschlichere Geschichte: Die Geschichte eines Migranten im 20. Jahrhundert, der seine Heimat verlassen hat und seine eigene indität fand, die aus der Vegangenheit gespeist und durch die Zukunft genährt wird. Roginsky bertrat die Ansicht, dass es in der Malerei zu viele Wiederholungen und Konventionen gäbe. Durch seine Werke versuchte er immer wieder, eine neue und universalle Sprache der Kunst zu schaffen, und der, wie er es empfand, Heuchelei vieler Ideologien.
Die acht Bereiche der aktuellen Ausstellung zeigen auf, wie er sich in seinem letzten Jahrzehnt als Künstler mit wichtigen malerischen Fragen auseinanderzetzte. Seie vermeintlich alltäglichen Motive besitzen sowohl eine plastische Präsenz als auch eine weitgehende Abstraktion. Neue Zusammenhänge warden hier artikuliert, beispielsweise sein «Brosse a Dents» Zwar steht die Zahnbrüste im Focus des Blickes, doch wird durch die durchdringend dunkle Atmosphäre, das hier durch Schatten ins Diffuse gezogene, gelbe Gesicht und das äußerst anarchisch anmutende, handgeschriebene «Brosse a Dent» in einer roter Farbigkeit gehalten und im unteren Bildteil angeordnet, eine fast skurrile Bildaussage generiert: Dem Eindruck eines ausgezehrten, zähneputzenden Menschen haftet etwas Unwirkliches, Trauriges und kaum Glaubhaftes an. Dem neutralen Blick auf eine Zahnbürste steht die eingepasste Form dieser Gegenständlichkeit entgegen, die so gar nicht zu einem, doch positiven Image des Zähneputzens passt. Hier vollzieht der Künstler eine Zusammenführung von neutraler Figur und negativ besetzter - in Farbe und Form - künstlerischer Umsetzung. So stimmig die Form in sich auch ist, so zwiespältig ist die Aussage dieses Bildes.
Roginsky beherrschte die Techniken der verschiedenen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Er parodierte, verzerrte und bediente sich eines breiten Spektrums an Stilrichtungen und Formen wie die der Werbung, des Sozialistischen Realismus, des Expressionismus, Kubismus und der Neuen Sachlichkeit - Schatten und Spiegelbilder der Kunstgeschichte, betrachtet durch die Linse des Exils
Den Auftakt der Ausstellung bildet Roginsky berühmte rote «Door» (1965), das einzige Werk der Ausstellung, das noch in Russian entstand. Die folgenden Exponate stehe sowohl real als auch symbolisch für das Lebe hinter dieser roten Tür: Es sind die Werk eines Exilkünstlers, der den Eisernen Vorhan durchschritten hat. In seinen Pariser Bilder scheint sich ein nebliger, grauer Filter über eine ehemals leuchtende Farbpalette gelegt zu haben. Trotz gedämpfter Farben und alltäglicher Motive entstand so ein unerwarte faszinierendes Werk.
Das Centro Studi sulle Arti della Russia (CSAR) wird von der Universität Ca' Foscari in Venedig gefördert. Es ist die erste universitäre Einrichtung Italiens, die sich der systematischen Erforschung und Bekanntmachung des russischen Kulturerbes widmet. Professor Silvia Burini, Leiterin des CSAR, erklart: „Unser Ziel ist nicht nur, die schöpferische Entwicklung des bedeutenden Künstlers Mikhail Roginsky aufzuzeigen. Seine «architektonische Sicht»- vor der eigentlichen Entstehung der Konzeptkuns - kann uns auch helfen, logische Verbindungen und Unterschiede und Wiederannäherungen in diesem Kontext besser zu verstehen
Mikhail Roginsky wurde 1931 in Moskau geboren. Er studierte Bühnenbild an der Moskauer Kunsthochschule und arbeitete nach seinem Abschluss von 1953 bis 1959 an russischen Provinztheatern. Roginsky zählte zu den Vorreitern der Russischen Nonkonformisten und wurde zu einem der bedeutendsten Vertreter der russischen Kunstszene. 1978 emigrierte er nach Paris, wo er bis zu seinem Tod im Jahre 2004 lebte. 1993 zeigte die Ausstellung «Roginsky, Turetsky, Chernysho» im Zentralen KQnst- lerhaus Moskau erstmalig einen GroGteil seiner Werke in Russland
Die Stiftung wurde 2013 von Roginskys Witwe Liana Chelia-Roginsky und der Sammlerin Inna Bazhenova ins Leben gerufen. Ziel der gemeinnutzigen Organisation ist es, den küinstlerischen Nachlass Mikhail Roginskys zu bewahren und zu fördern. Die Stiftung engagiert sich mit Kulturprojekten in den Bereichen Bildung und Soziales und finanziert Expertisen sowie Werkszu-ordnungen zu Roginskys GEuvre.